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Ein Apfelbaum wurde gepflanzt

Am Mittwoch, den 20. Juni war Weltflüchtlingstag, die UN-Vollversammlung hatte dieses Datum bereits im Dezember 2000 zum internationalen Gedenktag erklärt für alle Binnenvertriebenen, Asylsuchenden, Flüchtlingen und Staatenlosen auf der ganzen Welt. Doch in den Medien wurde das in diesem Jahr fast vollständig ignoriert, obwohl es zurzeit weltweit mit über 60 Millionen mehr Flüchtlinge und Vertriebene gibt als jemals zuvor seit 1945.

Die Flüchtlingshilfe Papenteich e.V. hat diesen Tag zum Anlass genommen, um durch das Pflanzen eines Apfelbaums ein Zeichen zu setzen.
Bei herrlichem Sonnenschein kamen über 40 Ehrenamtliche, Geflüchtete und interessierte Mitbürger zusammen, um bei dieser Aktion dabei zu sein. Ein Baum symbolisiert so vieles auf dieser Welt. Die Verbundenheit mit der Erde, Heimat, Verwurzelung, manchmal auch Symbiose, Frieden, Früchte, Weisheit und vieles mehr. Unser Apfelbaum hat nun einen Platz und Erde, damit er stark werden und sich entwickeln kann.
„Und genau wie dieser Baum sollt auch ihr einen Platz in unserer Gesellschaft haben, um darin wachsen zu können.“ betonte die stellvertretende Vorsitzende Doro Winter.

Das ausgiebige Wässern, das nicht nur aufgrund der Wärme und Trockenheit Pflichtprogramm war, übernahmen verantwortungsvoll die kleinsten Teilnehmer der Feier. Gestützt wird der kleine Baum durch stabile Holzpfähle. Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein mit Kaffee, Kuchen und orientalischen Leckereien wurden gemeinsam Wünsche formuliert und auf bunte Kärtchen geschrieben, die diesen besonderen Baum jetzt schmücken.

Dieser kleine Apfelbaum soll Integration aber auch Hoffnung symbolisieren. Die Flüchtlingshilfe Papenteich e. V. und all ihre unermüdlichen Helfer wollen auch weiterhin eine Stütze für geflüchtete Menschen sein – sinnbildlich wie die Holzpfähle und verbunden mit der Hoffnung, dass ihr Engagement Früchte tragen wird.

Ob das aktuelle politische und gesellschaftliche Klima dies zulässt, wird sich erst noch zeigen müssen.

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  Wer kennt noch diese Münze, auf deren Rückseite eine Frau dargestellt ist, die ein Bäumchen pflanzt?

Es ist die 50-Pfennig-Münze aus der Zeit vor dem Euro. Und es ist gleichzeitig eine Münze, deren Geschichte mit den Anfängen der Bundesrepublik zu tun hat. Nach der Währungsreform von 1948 wurde sie ab Februar 1949 in Umlauf gebracht. In jenen Tagen war der 2. Weltkrieg noch keine 4 Jahre vorbei, rund 10 Millionen Flüchtlinge waren vom Osten her in die spätere Bundesrepublik gekommen. Doch die Menschen im Westen hatten ihre eigenen Probleme, in vielen Städten Deutschlands lagen noch die Trümmer. Auch deshalb waren die Flüchtlinge aus dem Osten bei vielen Menschen nicht willkommen, denn man musste Wohnraum abgeben, musste teilen. Doch das kleine zarte Eichenbäumchen auf der Rückseite der kleinen Silbermünze war ein Symbol für den Wiederaufbau, für den konstruktiven Umgang mit den Herausforderungen jener Zeit, die dann auch gemeistert wurden.

1985 wurde das Buch „So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“ von Hoimar von Ditfurth ein Bestseller. Er bezog sich bei seinem Titel auf den bekannten Ausspruch Martin Luthers und wollte damit zum Ausdruck bringen, dass wegen der atomaren Bedrohung durch den Ost-West-Konflikt und durch die zunehmende Belastung der Umwelt die Existenz der  Menschheit gefährdet sei. Aber sein Appell, ein Bäumchen zu pflanzen, verriet auch, dass er die Hoffnung noch nicht verloren hatte.

Gegenwärtig glauben nun viele Menschen, dass durch die Flüchtlinge, die zu uns kommen, unsere westliche Zivilisation bedroht sei. Dabei sind es vor allem diese Menschen, die angesichts der andauernden Bürgerkriege und der Verarmung Grund zur Hoffnungslosigkeit hätten. Wir Europäer dagegen, die wir seit mehr als 70 Jahren überwiegend in Frieden und Wohlstand leben, tun gut daran, uns stärker auf unsere Werte zu besinnen und diesen Menschen zu helfen. Gemessen an den Herausforderungen der Vergangenheit sollte das keine unlösbare Aufgabe sein.
Es ist wieder Zeit, ein Apfelbäumchen zu pflanzen!