Eines der bekanntesten deutschen Weihnachtslieder heißt: „Ihr Kinderlein kommet,…“ . Und den Kindern galt auch dieses Jahr vor Weihnachten wieder unsere besondere Aufmerksamkeit im Rahmen unserer Feier, auch wenn dieses Lied selbst dann gar nicht gesungen wurde.
Die Flüchtlingshilfe hatte zur Weihnachtsfeier eingeladen, zur üblichen Öffnungszeit des Magazins, aber ohne Deutschunterricht, Formularhilfe und ohne Spendenausgabe. Die rund 100 von uns betreuten Menschen aus Syrien, Sudan und weiteren Ländern waren fast alle gekommen, um im weihnachtlich geschmückten Magazin dabei zu sein. Auch aus Gifhorn und Schönewörde kamen einige Familien, die mittlerweile regelmäßig dabei sind. Neben Kaffee, Tee und allerlei Gebäck gab es passend zum Anlass einen leckeren Punsch, natürlich alkoholfrei.
Für die richtige Stimmung sorgten die ganze Zeit über auf der Bühne Sarah, Hossein und Johannes, aber auch Doro griff in die Tasten und gab den richtigen Ton vor für gemeinsam gesungene weihnachtliche Lieder. Mehrere Kinder trauten sich, vor so vielen Menschen Gedichte vorzutragen und sie machten es sehr gut. Nicht nur dadurch wurde eindrucksvoll deutlich, wie gut die Kinder inzwischen deutsch gelernt haben, auch in den Gesprächen der Erwachsenen kann mittlerweile ganz anders miteinander kommuniziert werden als zu Beginn unserer Arbeit vor mehr als dreieinhalb Jahren.
Um auf die Kinder zurückzukommen: Wie in den letzten Jahren schon gab es für sie das Weihnachtspostamt, diesmal aber nicht über das Café Aller, sondern von uns hausgemacht. Es galt, mehr als 40 Wünsche zu erfüllen. Der große Moment kam, als der Weihnachtsmann in Gestalt von Wolfgang Stindl einen Rollwagen mit den darauf hoch aufgetürmten Geschenkpäckchen in den Raum holte. Doch bevor es ans Verteilen ging, gab es eine Weihnachtsgeschichte und es wurde ein weiteres Gedicht vorgetragen. Dann endlich war es so weit, und unterstützt durch ein paar Kinder erhielt jedes anwesende Kind sein Geschenk.
Aber auch die Flüchtlingshelfer wurden beschenkt. Die 17-jährige Sahar verteilte im Namen ihrer Familie Rosensträuße und dankte damit der Flüchtlingshilfe. Gerade Kinder dieser Altersklasse hatten und haben es sehr schwer, denn sie kamen ohne jegliche Sprachkenntnisse vor 3 oder 4 Jahren nach Deutschland, waren oft traumatisiert durch die Flucht. Trotzdem wurden sie dann „altersgemäß eingeschult“, was ohne Unterstützung fast unmöglich gelingen kann. Im Falle von Sahar war es z.B. die 7. Klasse, in der sie mitten im Schuljahr Fuß fassen sollte. Für uns Flüchtlingshelfer ist es dann umso schöner, wenn wir wie bei Sahar erleben dürfen, wie unsere Arbeit sich auszahlt, wie junge Menschen es schaffen, bei uns anzukommen.
Bei uns ankommen im etwas anderen Wortsinne würden sicherlich gern auch viele Kinder und Jugendliche, die unter sehr prekären Bedingungen in überfüllten Lagern in Griechenland oder Italien ausharren müssen. Es ist sehr traurig, dass die reichen europäischen Länder ihre Grenzen dichtmachen. Wir sollten alle einmal darüber nachdenken, wenn wir fein herausgeputzt und in Vorfreude auf die Geschenke und das gute Essen in behaglich geschmückten Wohnzimmern in der Kirche „Ihr Kinderlein kommet …“ singen!
Wir blicken zurück auf ein Jahr mit Höhen und Tiefen, geprägt immer wieder durch die Sorge, dass wir den Raum im alten Gemeindezentrum verlieren könnten, aber auch immer wieder durch Erfolgserlebnisse, wenn einer unserer Schützlinge seinen Führerschein schafft, eine Ausbildungsstelle findet oder in eine neue Wohnung einziehen kann.
Wir möchten zum Abschluss dieses Jahres auch nicht versäumen, allen Papenteichern ganz herzlich zu danken, die uns durch Geld- und Sachspenden unterstützt haben und uns dadurch zeigen, dass sie unsere Arbeit würdigen und wertschätzen. Ihnen und allen anderen Menschen wünschen wir ein friedliches und fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr.
Das Magazin öffnet im neuen Jahr wieder am Mittwoch, den 15. Januar 2020 um 16:00 Uhr. Besuchen Sie uns dort oder hier auf unserer Homepage, Kontakt: info@fluechtlingshilfe-papenteich.de oder Tel 01525 6228 643
Wir danken auch Herrn Franz von der Gifhorner Rundschau, dass er unsere Weihnachtsfeier in der Rundschau-Ausgabe am Heiligen Abend so schön beschrieben hat:
Wir hoffen, dass es nicht die letzte Weihnachtsfeier in unserem Magazin sein wird!!!!!
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