Mittwoch, 2. März 2016: Rund 80 Bürgerinnen und Bürger sind im neuen Gemeindezentrum in Meine zusammen gekommen, weil sie aus den Zeitungen erfahren hatten, dass die Sporthalle am Meiner Gymnasium mit Flüchtlingen belegt werden solle, die Rede ist von 150 oder 200 Menschen.
Neben dem Moderator Ott Heinrich von Knobelsdorff sitzen der Samtgemeindebürgermeister Helmut Holzapfel und die Meiner Bürgermeisterin Ines Kielhorn auf dem Podium.
Zwar gab es schon seit längerem Flüchtlinge in der Samtgemeinde und es gab auch schon Bürgerinnen und Bürger, die ihnen halfen. Doch nun bekam das Ganze eine neue Dimension. Die Diskussion des Abends kreiste aber nicht um die Frage, wie man diese Belegung verhindern könne, obwohl sicherlich niemand glücklich darüber war, dass im Falle der Belegung der Schulsport und der Vereinssport für längere Zeit ausfallen würden. Vielmehr ging es darum, was zu tun sei, um den Ankömmlingen zu helfen und dadurch auch mögliches Konfliktpotential zu entschärfen. Darum kann der 2. März 2016 als der Tag angesehen werden, an dem die Flüchtlingshilfe Papenteich aus der Taufe gehoben wurde. Dies zeigt schon der mit großer Zustimmung gefundene Name „Unterstützerkreis Flüchtlingshilfe Papenteich“, mehr noch unterstrichen es die 6 Arbeitsschwerpunkte „Willkommenshilfe“, „Orientierung“, „Begleitung“, „Sachspenden“, „Freizeit und Beschäftigung“ und „Deutschunterricht/Dolmetschen“, auf die sich die Anwesenden einigten. Für jeden dieser Arbeitsschwerpunkte fanden sich aus der Mitte der Versammlung Teamleiter und weitere engagierte Bürgerinnen und Bürger, die mitmachen wollten. Drei der Anwesenden übernahmen die Aufgabe, eine eigene Homepage zu erstellen, eben diese Homepage.
Sie war bereits 6 Tage später fertig und ging am 8. März online. Genauso schnell begann man in den Arbeitsgruppen, parallel an Konzepten zu feilen.
Die Sporthalle musste dann doch nicht belegt werden, die Flüchtlinge, die in den nächsten Wochen kamen, wurden dezentral in Wohnungen untergebracht, die der Landkreis anmietete. Die Aufgaben jedoch blieben, die ankommenden Flüchtlinge wurden möglichst gleich am Ankunftstag von uns begrüßt, wir halfen bei der Ausstattung der Wohnungen, unterstützten bei der Orientierung im Ort und beim Schriftverkehr mit der Ausländerbehörde. Schon am 4. April öffnete das „Café der Begegnung“ im evangelischen Gemeindehaus zum ersten Mal, zunächst mit schwacher Resonanz. Doch beim zweiten Mal einen Monat später kamen rund 20 Flüchtlinge, es zeigte sich schnell, dass ein solcher Ort für Gespräche und gegenseitiges Kennenlernen äußerst wichtig war und nach wie vor ist. Deshalb startete Ende Mai 2016 ein weiteres Café der Begegnung im katholischen Gemeindehaus, das ebenfalls einmal monatlich stattfand.
Die Gespräche waren zunächst sehr schwierig, weil die Deutschkenntnisse naturgemäß gering waren. Dies zu ändern, war die nächste wichtige Aufgabe für uns.
Ab dem 2. Mai 2016 fand deshalb zweimal wöchentlich für je 90 Minuten ein von uns organisierter und durchgeführter Gruppenunterricht statt. Es waren überwiegend Lehrkräfte, die diese Aufgabe übernahmen, doch auch für sie war Deutschunterricht für Erwachsene aus dem arabischen Raum Neuland. Hinzu kam, dass einige der Flüchtlinge Analphabeten waren, also auch in ihrer Muttersprache nicht schreiben und lesen konnten. Außerdem kamen bald neue Nationalitäten dazu. Waren es erst Syrer, Iraker und Iraner, so kamen am 16. Juni 8 junge Männer aus dem Sudan nach Groß Schwülper. Am 6. Oktober waren es sogar 23 Männer aus Côte d´Ivoire, also der Republik Elfenbeinküste, die in Vordorf, Rethen, Groß Schwülper und Didderse untergebracht wurden.
Parallel zum Deutschunterricht entwickelte sich ebenfalls schnell der Arbeitsbereich „Sachspenden“. Nach dem anfänglichen Provisorium in einer Scheune konnten wir ab Juni 2016 das alte Gemeindezentrum nutzen und hatten dort genug Platz für all die Kleidungspenden, Haushaltsartikel und Kleinmöbel, die wir nun reichlich bekamen. Im Keller des Gebäudes, im ehemaligen Schießstand, fand sich zudem genug Platz für unsere Fahrradwerkstatt, durch die im Laufe der Zeit bis heute mehr als 100 verkehrssichere Fahrräder an Geflüchtete weitergegeben wurden.
Zusätzlich entwickelte sich dieses „Magazin“, wie wir das ehemalige Gemeindezentrum nennen, mehr und mehr zu einem gut besuchten Treffpunkt, der die „Cafés der Begegnung“ zunächst ergänzte und schließlich ersetzte. Ohne dieses für unsere Arbeit so wichtige Gebäude wären wir in diesen 5 Jahren nicht so erfolgreich gewesen.
An dieser Stelle wird mir selbst noch einmal sehr bewusst, wie viel sich gleich in den ersten Monaten unserer 5-jährigen Geschichte bereits getan hat, dabei ist vieles noch gar nicht erwähnt. Nicht vergessen werden soll aber unser herrliches Sommerfest am 7. August 2016 auf dem Festplatz in Meine. Mehr als 150 Menschen feierten bei sehr schönem Wetter mit vielen Aktivitäten, Unterhaltung und kulinarischen Genüssen. Der Feuerwehr-Musikzug spielte und der spontane Auftritt einer syrischen Musikergruppe animierte zum Tanzen.
Es lief in diesen 5 Jahren nicht alles so problemlos und so erfolgreich, wie es beim Lesen der vorstehenden Zeilen erscheinen mag. Es gab immer wieder auch Rückschläge und Misserfolge bis hin zu Momenten tiefer Trauer. Und so aktiv und ereignisreich das erste dieser 5 Jahre war, so sehr dämpfte die Corona-Pandemie in den letzten 12 Monaten unsere Aktivitäten. Zwar findet die gezielte Unterstützung für diejenigen, die unsere Hilfe nach wie vor brauchen, unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen weiterhin statt, doch gleichzeitig sehnen wir uns alle danach, dass in absehbarer Zeit im Magazin mal wieder so richtig das Leben toben möge!
Zum Schluss möchte ich im Namen der Flüchtlingshilfe Danke sagen. Danke an alle, die uns in diesen 5 Jahren unterstützt haben, sowohl den Bürgerinnen und Bürgern, die uns Sach- oder Geldspenden zukommen ließen, Danke auch den Politikern, die sich z.B. dafür eingesetzt haben, dass wir das alte Gemeindezentrum nutzen durften und hoffentlich noch lange weiter nutzen dürfen. Es tut gut zu wissen, dass wir hier im Papenteich auf eine breite Unterstützung für unsere Arbeit zählen können. Das ist nicht überall im Lande selbstverständlich.