Tatsächlich befindet sich die Ukraine bereits seit 10 Jahren im Krieg. Am 27. Februar 2014 besetzten russische Soldaten völkerrechtswidrig die Krim, parallel dazu initiierte und unterstützte Russland den bewaffneten Kampf von Separatisten in der Region Donbas im Osten des Landes. Der Versuch, durch das Minsker Abkommen am 12. Februar 2015 das Blutvergießen zu beenden, scheiterte, weil dieses Abkommen von beiden Seiten nicht eingehalten wurde. Mehr als 10.000 Menschen haben in diesem Konflikt bis 2021 ihr Leben verloren.
Am 24.02.2022 hat dieser Krieg eine neue Dimension bekommen, die sich massiv auch auf unser Leben in Deutschland auswirkt. Der von einigen befürchtete und von vielen nicht für möglich gehaltene Überfall russischer Truppen auf die gesamte Ukraine zielte darauf ab, die Souveränität des Landes zu vernichten und es zu einem Teil Russlands zu machen.
Wer hat hier in Deutschland in diesen Tagen nach dem 24. Februar noch geglaubt, dass die Ukraine dieser scheinbaren Übermacht standhalten könne? Doch wir alle, und auch der russische Diktator Putin wurden eines Besseren belehrt. Eine 60 km lange Kolonne von Panzern und Soldaten, die sich auf Kiew zubewegte, um die Hauptstadt einzunehmen und die demokratisch gewählte ukrainische Regierung abzusetzen, blieb im entschlossenen Widerstand der Ukrainer stecken. Aus einer „militärischen Operation“, die auch nach Meinung westlicher Experten in wenigen Wochen mit der Kapitulation der Ukraine beendet sein würde, wurde ein langer Krieg, in dem den ukrainischen Verteidigern im ersten Kriegsjahr überraschende militärische Erfolge gelangen. Leider konnten diese Erfolge im zweiten Kriegsjahr nicht fortgesetzt werden. Die Frontlinie bewegt sich seit Monaten kaum noch, wobei die ukrainischen Truppen vor allem wegen des Mangels an Waffen und Munition den Angreifern deutlich unterlegen sind. Diese materielle Unterlegenheit gleichen sie durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit aus, sich nicht zu Sklaven einer Diktatur machen zu lassen. Und so sterben weiter täglich Menschen an der Front und in den bombardierten ukrainischen Städten, ohne dass eine Seite dabei nennenswert vorankommt.
An die vielen Opfer denken wir heute am 2. Jahrestag und sind gleichermaßen ohnmächtig und ratlos. Doch wir können den vielen ukrainischen Kriegsflüchtlingen helfen, die nun seit fast 2 Jahren auch bei uns im Papenteich leben. Sie zu unterstützen und ihnen bei ihren Sorgen zuzuhören, ist das, was wir leisten können und weiterhin leisten werden.
Heinrich Lagemann