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Weltflüchtlingstag am 20. Juni

Wie jedes Jahr am 20. Juni ist heute Weltflüchtlingstag. Er erinnert daran, dass weltweit immer mehr Menschen auf der Flucht sind. Krieg, Vertreibung und Klimawandel sind die hauptsächlichen Fluchtursachen. Wie die Braunschweiger Zeitung am 13.06.25 schrieb, waren es am Jahresende laut UNHCR mehr als 123 Millionen Menschen, rund 7 Millionen mehr als im Vorjahr. Mit 14,3 Millionen ist der Sudan am stärksten betroffen, dahinter folgen Afghanistan (10,3 Mill.) und die Ukraine (8,8 Mill.). 60 Prozent dieser Menschen sind Binnenflüchtlinge, d.h., sie mussten ihre Heimatregion verlassen, leben aber noch im Herkunftsland.

Die neue Bundesregierung wurde auch für das Versprechen gewählt, Migration stärker zu begrenzen. Eine der Maßnahmen ist, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen. Das betrifft beispielsweise Bürgerkriegs-Flüchtlinge. In Deutschland leben etwa 388.000 Menschen mit diesem Status, die allermeisten kommen aus Syrien, viele weitere aus Afghanistan und dem Irak.

Diese Menschen lernen wir in unserem Verein persönlich kennen, bekommen Einblick in die individuellen Lebenswege und Schicksale. Immer sind es Geschichten von Verlust. Besonders Familienväter machten sich bislang auf den Weg, um ihren Kindern irgendwann hier ein Leben ohne politische und gesellschaftliche Repressalien zu ermöglichen, häufig, nachdem der eigene Wohnraum und Wohnort im Heimatland schon längst zerstört wurde und sie alle finanziellen Mittel in den Fluchtweg und die übergangsweise Sicherung der zurückgelassenen, wartenden Familie investiert haben.

Wenn es jetzt nicht mehr möglich ist, ihre Familien nach jahrelangem Warten nachziehen zu lassen, stehen diese Menschen erneut vor einem Scherbenhaufen. Wir erleben noch einmal zerbrochene Biographien.

Für die Politik geht es beim Thema „Zuwanderung“ um Begrenzung und Aufnahmefähigkeit. Für viele Wähler zeigt dieser Schritt nun in die richtige Richtung, wenn man statt Einzelpersonen mit einem Schlag ganze Familien vom Zuzug abhalten kann. Und der Zustrom der letzten Jahre hat ja auch in vielen Bereichen bestehende Probleme sichtbar verschärft: Wir haben Wohnungsnot, die Gemeinden haben Geldnot, Arztpraxen sind überlaufen und überall fehlen Fachkräfte.

Allerdings sind unser Gesundheitssystem und unser Arbeitsmarkt bereits auf Zuwanderung angewiesen. Fast jede fünfte Pflegekraft kommt aus dem Ausland, rund 5.800 syrische Staatsbürger arbeiten als Ärzte in Deutschland. Längerfristig kann also der Zustrom helfen, die genannten Probleme zu verringern.

Auch wir als Flüchtlingshilfe möchten, dass Zuwanderung und Begrenzung in Deutschland klar und berechenbar gesteuert werden. Dafür ist ein langfristiges Konzept notwendig.
Unser Verein unterstützt seit fast 10 Jahren geflüchtete Menschen, die hier im Papenteich ankommen, und fördern ihre Integration. Doch aktuell werden wir mit den Enttäuschungen vieler konfrontiert, die sich schon gut integriert haben und arbeiten und die nun die Hoffnung auf Familienzusammenführung bis auf weiteres aufgeben müssen.

Aus diesem Grund hier nun zum Weltflüchtlingstag unsere Argumente für einen geregelten Nachzug:

  • Familiennachzug unterstützt die Integration. Die eigene Kernfamilie zu schützen und zu versorgen, ist ein Grundbedürfnis. Solange einen die Sorge um Familienmitglieder umtreibt, behindert dies den Spracherwerb und den Einstieg in die Berufswelt.
  • Familiennachzug ist Gewaltprävention. Familiäre Einbindung und Verantwortung ist generell ein kriminalitätshemmender Faktor. Einsamkeit, Frustration und soziale Abschottung führen dagegen sehr leicht in die Gewaltspirale.
  • Der bisherige Weg war geregelt und beschränkt. Wenn der offizielle Weg geschlossen wird, müssen wir mit verstärkter Schleuser-Kriminalität rechnen. Sichere Zugangswege sind die einzige Chance für Frauen und Kinder, sich nicht auf lebensgefährliche Wege begeben zu müssen.

„Es besteht kein Zweifel daran, dass die größten Tugenden rund um die Familie und das Zuhause geschaffen, gestärkt und aufrechterhalten werden.“ – Winston Churchill

Kathrin Schafberg, Doro Winter, Heinrich Lagemann